Für viele Leistungsträger ist es ein Statussymbol, neben viel Stress zu haben, die Arbeit durch massives Multitasking zu erledigen. Jedoch, wird die Arbeit noch zufriedenstellend erledigt?
Multitasking ist für Maschinen geschaffen, aber der Mensch als Wissensarbeiter ist denkbar schlecht hierfür ausgestattet. In den vdi-nachrichten vom 02. Dezember 2022 wird in dem Artikel „Zu viel Multitasking schadet“ von Chris Löwer hierauf eingegangen.
Iring Koch, Professor für Psychologie an der RWTH Aachen, erklärt, „Wir Menschen können uns immer nur auf eine Sache voll konzentrieren.“ Beim Multitasking wird immer zwischen den Aufgaben hin und her geswitcht – neu fokussieren und konzentrieren -, was Ressourcen raubt. Die Folge ist, „Bearbeitungszeiten oder gar Fehler nehmen zu, jedenfalls nicht die Arbeitsqualität ab.
„Multitasking während Videokonferenzen wird zu einem immer größeren Problem.“, berichtet Annika Krick, die als Wissenschaftlerin an der Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg zum Thema forscht. „Zoom-Fatique nimmt zu.“
Unter „Zoom-Fatique“ versteht man eine durch Videokonferenzen ausgelöste emotional-soziale Ausgelaugtheit, die dazu führt, sich am Ende des Tages erschöpft zu fühlen, soziale Kontakte zu meiden, einfach nichts machen zu wollen.
Aber auch „normales Multitasking“ bleibt nicht ohne Folgen. Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen treten auf. Man ist gestresster, gereizter, kann weniger gut abschalten und erbringt schlechtere Leistungen.
Grundsätzlich überschätzen sich Multitaskler ihre Leistung und sind davon überzeugt, sie seien produktiver.
Multitasking schadet mehr als es nützt.
Gunter Wolf, Ökonom und Psychologe sowie Chef des Beratungsunternehmens I.O. Group Wolf sagt hierzu, „Fokussiert und konzentriert zu arbeiten, ist der Boden, auf dem Qualität und Quantität der Ergebnisse von Ingenieurtätigkeiten beruhen!“
Der Mensch ist bedingt geeignet mehrere manuelle Tätigkeiten gleichzeitig durchzuführen, unser Gehirn allerdings kann das nicht. Andauerndes Multitasking hat weitere negative Effekte. Auf Dauer leitet die Motivation durch Aufschieben, keine Ergebnisse und Fehler.
Das störungsfreie Arbeiten ist ein Grundwert des agilen Arbeitens. Ich würde sagen, jedes Arbeitens, die einseitige Betrachtung von agilem Arbeiten führt zu nichts. Damit die Arbeit nun störungsfrei erbracht werden kann, ist ein entsprechendes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Koch rät, „Der Mitarbeiter sollte klare Aufgaben haben und deren Bearbeitungszeit so bemessen werden, dass sich diese erledigen lassen, bevor neue angegangen werden.“
Krick stellt die Bedeutung von gutem Zeitmanagement heraus. Aufgaben sollten nicht nur nach Prioritäten, sondern auch nach Komplexität sortiert werden. Für Aufgaben, die konzentriert erledigt werden müssen, sollten Zeitfenster reserviert werden, in denen man ungestört arbeiten kann.“ Ideal sei es, wenn man regelmäßige Zeiten festlegen könnte. Dies jedoch wird auch als unrealistisch angesehen.
Ein weiterer Rat von Koch ist hier einfach – und zwingender: Kommunikationskanäle begrenzen!
Auch er sieht das Abschotten zum Erledigen einer Aufgabe, als nicht immer machbar an.