Heute hätte die schwäbische Hausfrau ihre wahre Freude, sie könnte nämlich ganz Japan putzen. Da es hier aber so wenige schwäbische Hausfrauen gibt, muss man es eben selbst machen. Heute wird das Haus für das neue Jahr herausgeputzt, alles wird nochmals abgewischt, denn Schmutz mit ins neue Jahr bringen, das geht gar nicht. Zum Glück habe ich das vor meinem Flug zu Hause schon erledigt 🙂
Ansonsten merkt man auch, dass Jahresende ist, dass es Neujahrsschmuck zu kaufen gibt oder man kleine Geschenke von Bekannten erhält. Da morgen das Jahr der Schlange (hebi-doshi) beginnt, habe ich eine kleinen Anhänger mit einer Schlange geschenkt bekommen, sehr nett.
Am TV-Programm merkt man auch, dass das Jahresende erreicht ist, denn jeder, der nur irgendwie lustig ist, darf seinen Vortrag zum Besten geben oder aber es wird die große Schlagerparade gezeigt. Es treten sehr viel junge Künstler der japanischen Popkultur auf, daneben aber auch bereits ältere. Die noch vor ein paar Jahren gezeigten üblichen Samuraifilme gibt es leider ja nicht mehr am letzten Jahrestag, sondern sie kommen jetzt erst ab dem 2. oder 3. Früher gab es auch verschiedene Samuraifilme in epischer Länge, die werden jetzt nur noch ganz spärlich ausgestrahlt, man begnügt sich heutzutage eher mehr mit dem 90 Minuten Format.
Zum Abendessen gab es das traditionelle Toshikoshi-soba. Die müsste man eigentlich erst später essen, doch morgen ist Arbeit genug, so dass es Osoba einfach früher gibt.
Heute waren wir in einem Elektrowarengeschäft (Computer, TV, Haushaltsartikel). Ich muss sagen, der Vorsprung bei den Artikeln, wie noch vor 10-12 Jahren, gibt es zumindest offensichtlich nicht mehr. Es gibt meist die gleichen Handys und Computer wie bei uns. Wenn ich da an meinen ersten Besuch vor 12 Jahren denke, da gab es hier bereits Farbdisplayhandys oder hochglänzende Monitore, da wurden wir noch mit Blockgrafiken und schwarzweiß abgespeist. Damals hatte ich gedacht, dass ich einen Sprung in die Zukunft gemacht hatte.
Was aber interessant ist, sind die Kassen in diesem Geschäft. Da öffnet sich keine Schublade mehr. Das Münzgeld wird vom Kassierer einfach eingeworfen, gezählt und sortiert. Das Wechselgeld kommt auch abgezählt heraus. Das sieht irgendwie sicherer aus, als zu Hause.
Was mich hier auch immer wieder überrascht, ist das Vertrauen in die Kunden, zumindest bei den meisten Geschäften. Man zahlt und spaziert dann nicht etwa direkt zum Ausgang, sondern man kann nochmals zurück durch das Geschäft gehen. Ich glaube, hier kommt niemand auf den Gedanken, dass ein Kunde sich ja jetzt noch etwas einstecken könnte.
Auf dem Weg zu dem Geschäft muss man eine Straße überqueren. Ich hatte es ja vor 3 Jahren schon einmal geschrieben und möchte mich hier wiederholen, bitte nicht wie in Deutschland einfach über den Zebrastreifen laufen, die Autos hier müssen nicht halten, wenn ein Fußgänger die Anzeichen zeigt, die Straße zu überqueren. Außerdem kommen sie auch noch von der „falschen“ Seite, nämlich von rechts. Meistens hält jemand hier, man ist sehr höflich, so dass man die Straße gefahrlos überqueren kann. Sollte mal trotzdem niemand halten, dann muss man einfach warten bis kein Auto mehr kommt und Geduld haben.
Wettermäßig zieht eine Kaltfront in Japan ein. Im Norden von Honshū und Hokkaidō werden 50 cm Neuschnee erwartet. Hier in der Nähe Ōsakas, wird es wohl nichts geben.
Ansonsten ist morgen das große Fest, O-shougatsu, Neujahr. Heute hat daher die Post noch viel Arbeit, all die Neujahrskarten, nengajou, zu sortieren und an die richtige Zuliefererstelle zu bringen. Morgen werden sie dann ausgeliefert.
Ach ja, heute ist auch die große Silvesterlotterie, bitte daher nochmals Daumendrücken. Ich denke, morgen kann ich schon sagen, ob ich hier bleibe oder wieder zurück muss 🙂
Jetzt aber muss ich den 108 Glockenschlägen zuhören, die das neue Jahr einläuten.
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